| 
			 
			Schloss Corvey an der Weser ein 
			Abriss seiner Geschichte und seines Baues  
			
			Vorwort zur ersten Auflage
			
			
			Corvebeia Nova, Corvey die 
			älteste und berühmteste Benediktinerabtei im Lande der 
			altgermanischen Sachsen, war von jeher für den Forscher 
			vaterländische Geschichte, den Kunst- und Altertumsfreund von großer 
			Anziehungskraft; besonderes Interesse aber hat es genommen, seit mit 
			Beginn des vorigen Jahrhunderts die Teilnahme aller Gebildeten mehr 
			und mehr dem deutschen Vaterlande, seine Geschichte, seinen 
			Baudenkmälern und Kunsterzeugnissen sich zugewandt hat.  
			
			Seit einigen Jahrzehnten hat 
			die erleichterte Art des, wieso manche andere Gegend, auch die der 
			Weser mit ihrem romantischen und malerischen Ufern zahlreichem 
			Fremdenverkehr flossen, und tausende von Reisenden besuchen diese 
			früher kommen dem Namen nach getarnten anmutigen Täler und besonders 
			auch die ehemalige Benediktinerabtei Corvey.  
			
			Schon in der zweiten Hälfte 
			des 8. Jahrhunderts tritt diese Gegend in die Weltgeschichte ein; in 
			der Schlacht an dem nahe bei Corvey gelegenen Brunsberge überwand im 
			Jahre 775 Kaiser Karl der Große den Sachsenherzog Bruno, zu dessen 
			Besitzungen das Landgut gehörte, auf welchem im Jahre 822 das 
			Kloster Corvey gegründet wurde.  
			
			Der älteste Teil der Corveyer 
			Kirche ist in den Werken bedeutender Kunsthistoriker als ein 
			hervorragendes Beispiel frühromanischen Kirchenbaues erwähnt. Corvey 
			verdanken wir die Erhaltung der fünf Bücher des Tacitus, welche im 
			Jahre 1517 hier aufgefunden und dann nach Rom gesandt wurden. Auch 
			die Sage hat die alte Abtei in ihrem Kreis gezogen und vielfach 
			umwoben.  
			
			Ein erhöhtes Interesse gewann 
			Corvey in neuester Zeit durch Webers herrliche Dichtung 
			"Dreizehnlinden". Zwar suchen wir hier die dreizehn Linden aus jener 
			altersgrauen Zeit vergebens, denn von Corvey ältesten Linden, beim 
			Kreuz am Ufer der Weser, reichen wohl nur zwei in jene Zeit zurück, 
			als Abt Warin hier seines Amtes waltete, doch deuten schon gleich im 
			Anfange der Dichtung die Reime: 
			
				
				"Männer, die vor tausend 
				Sommern  
				Durch den Nehtegau geschritten,  
				Heidenleute, Christenleute,  
				Was sie lebten, was sie litten"  
			 
			
			Unzweifelhaft auf Corvey hin, 
			dessen Grundbesitz einen Teil des nahen Nethegaues umfasst. 
			 
			
			Zunächst sollten die folgenden 
			Blätter den Besuchern Corveys gewidmet sein, ihnen als Führer dienen 
			und Aufschluss über die am häufigsten gestellten Fragen geben; es 
			berührt die Beschreibung des Baues, jedoch auch einige bis jetzt 
			unbekannte oder nicht genugsam gewürdigte Punkte, über welche der 
			daher die gemachten Mitteilungen auch für weitere Kreise nicht ohne 
			Interesse sein dürften.  
			
			Corvey, den 17. Mai 1895.  
			A. Hanemann  
			----  * ---- 
			
			Dieses von meinem verstorbenen 
			Vater verfasste Heftchen erfährt hiermit die zehnte Auflage.  
			M. Hanemann  
			
			  
			
			Geschichtliches 
			
			Als Kaiser Karl der Große im 
			blutigen Ringen die Sachsen überwunden hatte, beschloß er in ihrem 
			Lande Klöster zu errichten, damit durch diese der mit der dem 
			Schwerte eingeführte christliche Glaube Eingang in die Herzen der 
			nur äußerlich Bekehrten finden möge um hierfür geeignete Männer zu 
			erziehen, schickte er junge Edle aus dem Sachsenlande in Fränkische 
			Klöster. Die Gründung dieser Klöster erlebte jedoch Karl nicht mehr; 
			unter seinem Sohne, Ludwig dem Frommen, wurde die erste 
			Niederlassung von Mönchen im Lande der Sachsen gegründet und zwar 
			von dem im nordwestlichen Frankreich nahe bei der Stadt Amiens 
			gelegenen Kloster Corbie aus. Hierher waren einige der jungen 
			Sachsen gekommen und der fromme Abt dieses Klosters Adelhardus, 
			Vetter Karls des Großen wurde von dem Wunsche beseelt, selbst die 
			Gründung eines Klosters im Vaterlande dieser edlen Jünglinge in die 
			Hand zu nehmen. Als er sein Vorhaben den jungen Sachsen Vordruck, er 
			bot sich einer derselben, Theodradus, die Überlassung eines als 
			Grundstück geeigneten Grundbesitzes für die neue Ansiedlung auf 
			seinem, im Sollinger Walde gelegenen, väterlichen Erbe zu erwirken. 
			
			Vorläufig stellten sich jedoch 
			der Ausführung des Werkes Hindernisse entgegen denn die Eltern 
			Theodrads weigerten sich auf den Plan ihres Sohnes einzugehen und 
			Adelhard musste für den Kaiser eine Reise nach Italien unternehmen; 
			dann starb der Kaiser und Adelhard der bei dem neuen Kaiser Ludwig 
			dem Frommen in Ungnade gefallen war, wurde in ein anderes entferntes 
			Kloster verwiesen. Statt seiner wählte man in Corbie einen neuen 
			Abt, der ebenfalls Adelhard hieß.  
			
			Dieser nahm den Plan seines 
			Amtsvorgänger, im Lande der Sachsen ein Kloster zu gründen, mit 
			Eifer auf, reiste nach Paderborn, als der Kaiser Reichstag hielt und 
			erwirkte von diesen die Genehmigung zur Ausführung des Plans. 
			Nachdem so dann auch die Eltern des Theodrad umgestimmt waren, wurde 
			die erste Niederlassung der Mönche aus dem Kloster Corbie im Jahre 
			816 im Sollinger Walde gegründet, an einem Orte Hethie, Hetha, auch 
			Hechi genannt da, wo heute das Dorf Neuhaus liegt.  
			
			Diese Niederlassung blieb eine 
			Filiale des Mutterklosters und wurde, ebenso wie dieses, Corbie 
			genannt, die niedersächsische Mundart hat dann aus diesem Namen 
			Corvey gemacht, so wurde das Kloster dann auch in der Folge 
			allgemein genannt.  
			
			Wohl hatte man sich für die 
			neue Ansiedlung einen verhältnismäßig günstigen Ort ausgewählt, doch 
			erwies sich der Boden zu unfruchtbar und das Klima zu rauh, um einer 
			größeren Anzahl von Mönchen dauerhaften Aufenthalt ohne Hilfe von 
			außerhalb gewähren zu können, und da auch die Wasserverhältnisse 
			ungünstig sich gestalteten, so dachte man schon sehr bald daran, 
			nach einem günstiger gelegenen Orte überzusiedeln. 
			
			Inzwischen war die Unschuld 
			Adelhards des Älteren an den Tag gekommen und er ehrenvoll nach 
			Corbie zurückgekehrt. 
			
			Sobald er hier erfahren, dass 
			der von ihm gehegte Wunsch, im Sachsenlande ein Kloster zu gründen, 
			bereits verwirklicht worden sei, reiste er dorthin, die neue 
			Niederlassung zu besuchen; er fand sie in sehr dürftiger Lage und 
			gewann die Überzeugung, dass die Mönche hier ferner nicht würden 
			leben können. Adelhard beschloss daher, vom Kaiser die Überweisung 
			eines geeigneteren Platzes für das Kloster zu erbitten, zu welchem 
			er sich dann auch in Begleitung seines Halbbruders Walo begab. 
			Kaiser Ludwig der Fromme zeigte sich dem Anliegen der beiden 
			ehrwürdigen Väter geneigt und schenkte dem Kloster außer dem 
			bisherigen Besitzt im Solling das Landgut hucxori eine Meile südlich 
			von der bisherigen Niederlassung in fruchtbare Ebene am linken 
			Weserufer gelegen. 
			
			Hier, wo die Schelpe, ein 
			kleiner Nebenfluß der Weser mündet, wurde das neue Kloster Corvey 
			gegründet und am 22 September 822 das erste heilige Messopfer an 
			derselben Stelle gefeiert, wo heute noch die Kirche zu Corvey steht.
			 
			
			Das war der Anfang dieses 
			später so berühmten Benediktiner-Klosters, welches nunmehr unter 
			seinem ersten Abt, Adelhard dem Älteren, eine selbstständige Abtei 
			bildete.  
			
			Feierlich vollzog denn der 
			Kaiser zu Ingelheim am 27 Juli 823 die Schenkung der königlichen 
			Villa hucxori nebst allem Zubehör durch eine Urkunde, in welcher er 
			dem Kloster auch freie Abtswahl verlieh. 
			
			Durch eine zweite Urkunde von 
			demselben Tage verlieh der Kaiser dem Kloster die den Klöstern in 
			Frankreich bewerten Vorrechte, eigene Gerichtsbarkeit und Befreiung 
			von allen Abgaben wie vom Heerbanne. 
			
			Nach der ersten dieser 
			Urkunden hat der Kaiser Ludwig der Fromme dem auf seinen Befehl in 
			der Provinz Sachsen erbauten Kloster Corvey Reliquien des heiligen 
			Stephanus, des ersten Märtyrers, aus seiner Hofkapelle geschenkt. 
			Hieraus ist es erklärlich, dass die Kirche von Corvey und ihr 
			Hochaltar dem heiligen Stephanus geweiht sind. 
			
			Im Jahre 836 erhielt das 
			Kloster dann auch noch die Reliquien des heiligen Vitus, jenes 
			heldenmütigen Knaben, welcher unter dem römischen Kaiser Diokletian 
			den Martertod erlitt.  
			
			Unter König Pippin war dieser 
			heilige leib in das Kloster zum Heiligen Dionysius bei Paris – St. 
			Denis - gebracht worden. Der Abt dieses Klosters, Hilduin, kam bei 
			Kaiser Ludwig dem Frommen in Verdacht, es mit dessen Söhnen gegen 
			ihn gehalten zu haben, und deshalb wurde Hilduin in das Kloster 
			Corvey verwiesen, wo damals Warin, ein naher Verwandter des Kaisers, 
			Abt war, der treu auf dessen Seite stand. 
			
			Warin er wirkte schon bald für 
			Hilduin die Erlaubnis, nach St. Denis zurückkehren zu dürfen, und 
			dieser, gerührt durch den Freundschaftsdienst, schenkte nach seiner 
			Rückkehr dem Kloster Corvey die Reliquien des heiligen Vitus; sie 
			wurden vom Abt Warin in St. Denis abgeholt und in feierlichem Zuge, 
			unter großer Beteiligung der Sachsen nach Corvey übertragen. 
			
			Hier wurde der heilige Vitus 
			zum Compatron der Kirche erwählt, und sein Name ist seit jener Zeit 
			von dem Coreys unzertrennlich. Ihm zu Ehren wurden neue Kirchen 
			gebaut und erhielten aus Corvey von dessen Reliquien. Bei ihren 
			Missionen trugen Corveys Mönche Namen und Ruhm dieses Heiligen nach 
			dem Norden, wo der dann hoch verehrt wurde.  
			
			Viele berühmte und heilige 
			Männer sind aus dem Kloster Corvey an der Weser hervorgegangen. Der 
			Mönch Bruno wurde sogar Papst und regierte unter dem Namen Gregor V. 
			von 996 bis 999; fünf Mönche aus Corvey nahmen den erzbischöflichen 
			Stuhl von Bremen und Hamburg ein, unter ihnen der heilige Anscharius 
			; Thiagrinus wurde Bischof von Halberstadt, Rabanus Maurus Bischof 
			von Fulda, dann Erzbischof von Mainz, Alfredus wurde Bischof von 
			Hildesheim, und 13 der Corveyer Mönche gelangten zu Kardinalswürde.
			 
			
			Fast ein Jahrtausend hat 
			dieses Benediktinerkloster zum Segen und Heile der Menschen unter 
			der Gunst und Ungunst der Zeiten gewirkt, bis dann gegen Ende des 
			18. Jahrhundert Abt und Patres der Abtei zu der Ansicht kamen, die 
			Abtei werde als solche ferner nicht bestehen können. Im Jahre 1786 
			wandte sich der Abt Theodor von Brabeck mit der Bitte an den 
			Heiligen Vater, es möge die Abtei in ein Bistum umgewandelt werden, 
			indem er geltend machte, das die Satzungen des Klosters nur die 
			Aufnahme adeliger Novizen gestatten, solche aber zum Eintritt sich 
			nicht meldeten; eine Änderung dieser Regel gehe nicht an, denn 
			dadurch würde man nicht nur den Landadel beleidigen, sondern es 
			würde dadurch auch das Verhältnis zu den Vasallen der Abtei getrübt 
			werden, und zu diesen gehörten regierende Fürsten, wie der Kurfürst 
			von Hannover, der Herzog von Braunschweig, der Landgraf von Hessen, 
			und die Fürsten von Waldeck und Lippe; diese Fürsten müsse man sich 
			zu Freunden halten, um in Zeiten der Gefahr bei ihnen Schutz zu 
			finden; durch die AufnahmeWürde aber, so wird in dem Schreiben des 
			Abtes weiter gesagt, die Abtei zu einem Bistum erhoben, so könnte 
			allen etwa zu befürchteten Übelständen vorgebeugt werden, die 
			Stellen der Domherren würden viele Bewerber finden, selbst aus dem 
			hohen Adel, dadurch werde nicht nur das Ansehen des Fürstbischofs 
			gehoben, sondern auch die Gefahr der Säkularisation in weitere Ferne 
			gerückt werden.  
			
			In Rom fand dieser Plan keinen 
			Anklang, und trotz der Anstrengung Nichtadliger aber würden jene 
			hohen Herren sich in ihrem Ansehen gekränkt fühlen und ihre 
			Verbindung mit der Abtei lösen. 
			
			Würde aber, so wird in dem 
			Schreiben des Abtes weiter gesagt, die Abtei zu einem Bistum 
			erhoben, so könnte allen etwa zu befürchteten Übelständen vorgebeugt 
			werden, die Stellen der Domherren würden viele Bewerber finden, 
			selbst aus dem hohen Adel, dadurch werde nicht nur das Ansehen des 
			Fürstbischofs gehoben, sondern auch die Gefahr der Säkularisation in 
			weitere Ferne gerückt werden.  
			
			In Rom fand dieser Plan keinen 
			Anklang, und trotz der Anstrengung, und trotz der angestrengten 
			Bemühungen seitens der Abtei vergingen fünf Jahre, bis der Heilige 
			Vater sich bewegen ließ, die Bulle über die Umwandlung der Abtei 
			Corvey in einem Bistum zu unterzeichnen; das geschah am 23 April des 
			Jahres 1792, und am 18. Juni dese Jahres 1792 wurde der bisherige 
			Abt, Theodor von Brabeck, zum Bischof von Corvey präkonisiert. 
			
			Nachdem dann die Bulle über 
			die Umwandlung auf des Befehl des Papstes dem deutschen Kaiser zur 
			Genehmigung vorgelegt war, und man die von dieser Seite geltend 
			gemachten Bedenken behoben hatte, fand am 19. Februar 1794 die 
			Umwandlung wirklich statt und der neue Fürstbischof wurde am 
			folgenden 1. Juni feierlich konsekriert. 
			
			So hatte dann endlich, infolge 
			eifriger Bemühungen der eigenen Ordensmitglieder, die altehrwürdige 
			Abtei Corvey aufgehört zu bestehen, und ihr letzter Abt war jetzt 
			Bischof einer eigenen, wenn auch kleinen Diözese. 
			
			Lange sollte er sich dieser 
			Errungenschaft nicht erfreuen denn nach kaum vier Monaten, 25. 
			Oktober 1790 starb Theodor von Brabeck.  
			
			Das Fürstbistum, bestand nur 
			wenige Jahre. Schon unter dem zweiten Fürstbischofe, Ferdinand von 
			Lüninck, wurde er selbst anderen Klostergütern durch den 
			Reichsdeputations-Hauptschluß zu Regensburg vom 25 Februar 1803 
			säkularisiert, das heißt er wurde in die „Masse“ geworfen, aus 
			welcher diejenigen deutschen Fürsten entschädigt werden sollten, 
			welche durch den Frieden von Luneville, beschlossen am 9 Februar 
			1801 Einbuße an ihrem Besitz erlitten hatten. 
			
			Das Bistum Corvey blieb zwar 
			bestehen, doch fehlten zu dauerndem Fortbestande die notwendigen 
			Mittel, und zwar nicht nur in materieller, sondern auch in geistiger 
			Beziehung. Schon seit Jahren war Corvey zu einer Versorgungsanstalt 
			für nachgeborene Söhne von Adeligen herabgesunken, und dem Seminar, 
			der Grundlage für einen Diözesanklerus, fehlte es an Alumnen, wie an 
			Lehrkräften.  
			
			Im Jahre 1818 bewarb sich der 
			Corveyer Bischif, Ferdinand von Lüninck, erfolgreich um den 
			erledigten Bischofsstuhl von Münster, wo er am 7. Juli 1821 
			feierlich inthronisiert wurde; seinen dauernden Aufenthalt aber nahm 
			er wieder im Corvey dessen Diözese zufolge der päpstlichen Bulle de 
			salute animarum, auf Wunsch des hochbetagten Bischofs von Paderborn, 
			Franz Egon von Fürstenberg, erst nach dessen Ableben mit der Diözese 
			Paderborn vereinigt werden sollte.  
			
			Diese Vereinigung fand jedoch 
			erst nach dem am 18 März 1825 erfolgten Tode Ferdinands von Lüninck 
			statt. 
			
			Den nachhaltigen Bemühungen 
			Friedrich Wilhelms königs von Preußen, wie gelang es bei verteilung 
			der durch den Reichsdeputationshauptschluss im Jahre 1803 gebildeten 
			länder Masse, die zu einem gemeinsamen weltlichen Fürstentümer 
			vereinigten fürstbistum kawaii und Fulda nebst Dortmund seinem 
			Oheim, dem von seinen Untertanen wiederholt Vertriebenen Statthalter 
			der Niederlande, wilhelm zuzuwenden, welche dieser noch in demselben 
			Jahre seinem Sohne abtrat. Der neue Fürst Wilhelm Friedrich, prinz 
			von Oranien-Nassau, nahm seine Residenz in Fulda.  
			
			Im Jahre 1807 wurde das kaum 
			erstandene Fürstentum dem von Napoleon geschaffenen Königreiche 
			Westfalen einverleibt; aber auch dies war, wie bekannt, von nur 
			kurzer Dauer. Nach dem zweiten Pariser Frieden - 20. November 1815, 
			kam Corvey ankreuzen und wurde von diesem dem Landgrafen Viktor 
			Amadeus von Hessen-Rotenburg als Ersatz für die Grafschaft 
			Katzenellenbogen angeboten und von dem Landgrafen angenommen. 
			 
			
			Die Grafschaft, eine 
			rheinische Besitzung, gehörte dem genannten Landgrafen, welcher dem 
			am 12. Juli 1806 von Napoleon ins Leben gerufenen Rheinbunde nicht 
			beitrat und deshalb von Napoleon, dem Protektor des Rheinbundes, 
			derselben für verlustig erklärt wurde. Bei Neuordnung der 
			Verhältnisse wünschte Preußen die Grafschaft gegen Corvey zu 
			tauschen, und der Landgraf war mit diesem tausche einverstanden. 
			
			Bevor jedoch die Übergabe 
			stattfinden konnte, sollte eine vollständige Inventarisation und 
			Feststellung der Einkünfte vorgenommen werden; hierzu waren einige 
			Jahre erforderlich, und erfolgte dann die Übergabe aufgrund der 
			Ratifikationsurkunde vom 10. Mai 1820, am 24. Juni desselben Jahres.
			 
			
			Der Landgraf Victor Amadeus 
			von Hessen- Rothenburg, gehörte einer Nebenlinie von Hessen-Kassel 
			an, und solange er lebte, bestand neben dem Kurfürstentum 
			Hessen-Kassel die Landgrafschaft Hessen Rotenburg. Da Victor Amadeus 
			der letzte männliche Sproß seines Stammes war, so fiel mit seinem 
			Tode 12. November 1834 – zufolge eines hierfür bestehenden Vertrages 
			die Landgrafschaft an Hessen-Kassel. 
			Über den ganzen Umfang seines Allodial-Vermögens, insbesondere auch 
			über die ihm infolge der neuen Staatsveränderungen zuteil gewordenen 
			und unter der Vermittlung und Bürgschaft der Krone Preußens für 
			freies Allodium erklärten Besitzungen, zu welcher Corvey gehörte, 
			hatte der Landgraf Victor Amadeus mehrere letztwillige Verfügungen 
			errichtet, worin er, für den Fall des kinderlosen Ablebens, seinen 
			Neffen und Paten, den Prinzen Victor von 
			Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst,Der Bau geboren am 10.Februar 
			1818, zu seinem Universalerben und Nachfolger in dem ersten der 
			beiden von ihm gegründeten Fideikommisse eingesetzt hatte.Dieser 
			sollte dann, zufolge der letztwilligen bestimmung des Landgrafen, 
			gleich nach dessen Tode beim König von Preußen die erbliche 
			Verleihung der bereits von dem Erblasser geführten Titel Herzog von 
			Ratibor, Fürst von Corvey beantragen, und nach deren Verleihung 
			allein führen, nur bei voller Titulatur sollte er Prinz von 
			Hohenlohe pp. zufügen.  
			
			Nach seinem Tode am 30. Januar 
			1893 folgte ihm sein Sohn als Herzog Viktor Amadeus im Besitz 
			(geboren 6. September 1847) und nach dessen Tode am 9. August 1923 
			als dritter Herzog der neuen Linie der Erbprinz Viktor, geboren am 
			2. Februar 1879, der in Corvey am 11. November 1945 verschieden und 
			auf dem Corveyer Friedhofe bestattet ist. Den Besitz erbte sein 
			zweiter Sohn, Prinz Franz Albrecht, geboren am 23. Oktober 1920, 
			nachdem der erste Sohn, der Erbprinz, als Leutnant im 11. 
			Panzerregiment im Polenfeldzuge am 18. September 1939 vor dem Feinde 
			gefallen war.  
			
			Der Bau
			
			Die ersten Gebräuchlichkeiten 
			der Kirche und des Klosters waren, um dem Bedürfnisse möglichst 
			rasch zu genügen, nur notdürftig aufgeführt; für den Gottesdienst 
			wurde zunächst eine kleine Kapelle errichtet, gleichzeitig aber der 
			Bau einer Kirche und des Klosters eifrig betrieben. Besonders 
			dauerhaft wird hier doch auch dieser Bau noch nicht gewesen sein, da 
			schon der zweite Abt, Warin, einen Neubau ausführen ließ. Er 
			vollendete und weihte schon im Jahre 844 eine neue Kirche St. 
			Stephanus. Der westliche, zweigeschossige Teil der Kirche, welcher 
			im unteren Geschosse fünfschiffig, im oberen Geschosse aber 
			dreischiffig ist, stammt aus dem neunten Jahrhundert. Die Kapitelle 
			der vier Säulen im unteren Geschoss wurden roh bossiert versetzt, 
			nur an dem der südwestlichen Säule sind einige der Akanthusblätter 
			ausgearbeitet, die für den antikisierenden Gebälkaufsatz 
			vorgesehenen Perlstäbe sind bei dreien nur zum Teil fertig gestellt, 
			während die sima der Abschlussplatte bei allen vollendet ist. 
			Offenbar sollten diese Kapitelle, wie das bei Bauausführungen nicht 
			selten geschieht, nach dem versetzen und nach Herstellung der 
			Gewölbe zu gelegener Zeit fertig ausgearbeitet werden; nachdem auch 
			hier der Anfang damit gemacht war, wurde ohne allen Zweifel die 
			Arbeit eines Tages ganz unvorhergesehener Weise abgebrochen und nie 
			wieder aufgenommen.  
			
			Nach Fuchs-Effmann stand 
			vielleicht der geeignete Künstler nicht mehr zur Verfügung. Es ist 
			aber auch sehr gut möglich, dass man bei der Krypta von dem 
			Ausarbeiten Abstand genommen hat in dem richtigen Empfinden, daß die 
			kräftige Bossenform der Kapitelle sich dem wuchtigen Gesamteindruck 
			besser anpasst, als dies bei einer minutiösen Ausarbeitung der Fall 
			gewesen wäre.  
			
			  
			
			Die Kapitellformen der Säulen 
			des unteren Kirchengeschosses finden sich auch bei den Säulen der 
			Schallöffnungen im Zwischenbau der Türme, und ist ein Kapitell 
			vollständig ausgearbeitet. Demnach gehört dieser Zwischenbau, jedoch 
			mit Ausnahme seines obersten Geschosses, ebenfalls der Zeit des 
			neunten Jahrhunderts an. Jenes dessen Säulen Würfelkapitelle zeigen, 
			wie auch die Säulen der Schallöffnungen in den Türmen gehören einer 
			späteren Zeit an; dafür werden im Jahre 1145 - 1160 als Bauzeit 
			angegeben.  
			
			Die Helme der beiden Türme 
			sind mit Holzschindeln gedeckt.  
			
			Nicht weniger als 24 Jahre hat 
			der 30-jährige Krieg hier mit allen seinem Greuel gehaust und Land 
			und Leute verwüstet. Als endlich der Friede geschlossen wurde, war 
			Corvey ab- und ausgebrannt, zum wieder Aufbau zählten Mittel wie 
			Arbeitskräfte.  
			
			Als am 3. Oktober 1661 der Abt 
			Arnold von Waldois nach 23-jähriger Regierung starb, waren bereits 
			13 Jahre seit dem Friedensschlusse verstrichen, aber noch immer 
			hatte man zum Wiederaufbau weder Mittel noch Wege gefunden. Jetzt 
			bezweifelte man auch, daß von den Corveyer Mönchen einer imstande 
			sei, die zurzeit besonders schwere Bürde der Abtswürde zu tragen. 
			Denn nicht nur der Wiederaufbau von Kirche und Kloster warteten 
			seiner, es galt auch, ruhe und Ordnung wiederherzustellen. 
			 
			
			  
			
			Man kam deshalb überein, dem 
			frommen, kräftigen und umsichtigen Fürstbischofe von Münster, 
			Christoph Bernhard von Galen, neben seiner bisherigen Würde auch die 
			eines Abtes von Corvey anzutragen. Christoph Bernhard erklärte sich 
			zur Annahme der Wahl bereit und nahm, als bei dieser Halle stimmen 
			sich auf ihn vereinigt hatten, die Wahl und mit ihr den Titel eines 
			Administrators von Corvey an. Das geschah am 13. November 1661, und 
			im folgenden Jahre, am 10., hielt Christoph Bernhard seinen 
			feierlichen Einzug in Corvey. 
			
			Zunächst ließ Christoph 
			Bernhard im Jahre 1663 von der Alpen, größtenteils abgebrannten 
			Kirche eine Grundrisszeichnung anfertigen, welche noch vorhanden 
			ist. Danach schloss sich an den jetzt noch bestehenden westlichen, 
			unten fünfschiffige teil eine dreischiffige Kirche in den Weiten 
			Abmessungen, wie sieht das obere Geschoss des westlichen Teiles 
			aufweist und wohl auch in den nämlichen Höhen Verhältnissen, mit 
			geraden Balkendecken Versehen, sowohl über den breiten und hohen 
			Mittelschiff als auch über den niedrigen Seitenschiffen, über deren 
			Dächern noch Fenster für das Mittelschiff vorhanden waren. 
			 
			
			Diese dreischiffige Teil der 
			Kirche hatte einschließlich des Chors eine Länge von 174 Fuß oder 
			56,22 m; das Chor allein muss 65 Fuß oder 21 m, und 61 Fuß westlich 
			vor den beiden östlichen Kursstufen befand sich der freistehende 
			Hochaltar, dann eben die erste Chorstufe.  
			
			Die Seitenschiffe bildeten 
			einen Chorumgang und verlängerten sich in gerader Richtung nach 
			Osten zu zwei Kapellen, zwischen denen sich eine größere Kapelle von 
			der Grundform eines Kreuzes befand. Die Sakristei war der Südseite 
			angebaut, und zwar östlich der jetzigen Marienkapelle.  
			
			Wie noch jetzt, so umgab gab 
			auch damals den nördlich der Kirche gelegenen Friedgarten ein 
			Kreuzgang.  
			
			  
			
			Aus dem Formen des 
			Grundrisses, den geringen Mauerstärken, und aus dem Fehlen aller 
			strebt Pfeiler - nur im Chor waren viel geringe Pfeilervorlagen 
			vorhanden - lässt sich der Schluss ziehen, 
			
			Dass dieser Bau erst nach 1500 
			anstelle eines älteren Baus aufgeführt wurde.  
			
			Auch nicht der gesamte 
			fünfschiffige Teil der Kirche entstammt dem 9. Jahrhundert, die 
			östliche Pfeilerreihe mit den dieser zunächst stehenden Säulen und 
			den sich auf diese setzenden Gewölben gehören einer späteren Zeit an 
			und zwar der Übergangszeit von der Spätgotik zur Renaissance; 
			ersterer gehören die Säulenkapitelle, letzterer die Pfeilergesimse 
			an. Wahrscheinlich entstand die Erweiterung des fünfschiffige nen 
			teils gleichzeitig mit dem vorgenannten Bau. 
			
			Im Jahre 1596, unter Abt 
			Theodor von Beringhausen (1585 bis 1616), dessen Wappen an der 
			Stuckdecke des Johanneschors angebracht ist, wurden viele 
			Umgestaltungen am Westwerk der Kirche vorgenommen. Die Türme 
			erhielten ihre heutigen Giebel und Helme. Die Fenster erhielten 
			Spitzbogenformen. Die drei ursprünglich offenen Eingänge wurden mit 
			Türen versehen, wovon die Seitentüren bis heute erhalten sind. - die 
			Chronik meldet von ihm, dass er die Türme hat erhöhen lassen. Noch 
			manche andere bauliche Veränderungen dies der tatkräftige Abt 
			ausführen.  
			
			Christoph Bernhard übersandte 
			nach Corvey einen noch vorhandenen Bauriß, auf dessen Rückseite eher 
			eigenhändig am 14. Februar 1667 verfügt hat, dass nach diesem der 
			Kirchenbau zu Corvey, dem gemachten Kontrakt nach, aufgebaut und 
			vollführt werden solle.  
			
			Wahrscheinlich erschien die in 
			dem Planer angenommene Länge unzureichend, denn es finden sich noch 
			zwei andere Baupläne mit größeren Längen, aber auch nach Dießen ist 
			der Neubau nicht ausgeführt worden, indessen wurde schon am 18. 
			November desselben Jahres der Grundstein gelegt.  
			
			Der Bau, welcher noch jetzt 
			steht, wurde im Jahre 1675 geweiht, eine Gesamtlänge von 48 m, das 
			Chor eine solche von 26 m; die Gesamtlänge des im Dreißigjährigen 
			Kriege abgebrannten Bous war ohne Umgang und Kapellen um 8, 22 m 
			größer, die Länge des Chores aber um 5 m geringer als bei dem 
			jetzigen Bau.  
			
			Der zweite Nachfolger 
			Christoph Bernhards, der Abt Florenz von Velde, entwarf selbst den 
			Plan zum Neubau der Abtei; großartiger als der alte sollte der neue 
			Bau werden.  
			
			Der dreigeschossige Bau 
			umschließt zwei Binnenhöfe, deren größerer von annähernd 
			quadratischer Grundform eine Fläche von 2097 Quadratmeter hat, der 
			kleinere, 1466 Quadratmeter groß, ist von oblonger Grundform, grenzt 
			an die Nordseite der Kirche und diente wie auf der Kreuz krank zum 
			Begräbnis der Mönche; die Äbte wurden unter dem Fußboden der Kirche 
			beigesetzt. Die nach Westen und Osten gekehrten Fronten haben eine 
			Länge von 113 m, die Nordfront eine solche von 89,5 m.  
			
			  
			
			Florentinus legte zu diesem 
			Bau den Grundstein am 25. Mai 1699; er sah noch die Aufführung der 
			drei Flügel, welche den größeren Binnenhof im Westen, norden und 
			Osten umgeben, sowie des übrigen Teils der Westfront bis zur Kirche.
			 
			
			Die Fertigstellung dieses 
			Flügels, sowie die Ausführung der beiden anderen, welche den 
			Friedgarten umschließen, geschah unter seinem Nachfolger, Maximilian 
			von Horrich, 1714 bis 1721.  
			
			Diese legte auch im Jahre 1716 
			die Corveyer Allee an, eine neue gradlinige Verbindungsstraße 
			Corveys mit der Stadt Höxter, die, soweit sie auf Corveyer Gebiet 
			liegt, jetzt asphaltiert ist.  
			
			Auf diesen Abt folgte Karl von 
			Blittersdorf 1722 bis 1737 - , welcher die beiden Türme im Westen 
			des Schlossgartens mit den darauf stoßenden Gebäulichkeiten erbaute.
			 
			
			Nach seinem Ableben wurde am 
			17. März 1737 Kaspar von Boeselager zum Abt gewählt, in der Reihe 
			der Wiedererbauer der Abtei der letzte. Er errichtete die 
			Standbilder der heiligen Patrone, stephanus und Vitus, auf hohen 
			Unterbauten vor der Kirche, ferner 1749 das Kreuz neben dem 
			Gasthause und 1750 das unter den alten Linden am Weserufer. In der 
			nordwestecke des Schlossgartens ließ er ein Teehaus erbauen, welches 
			jetzt dem Schlossgärtner als Wohnhaus dient.  
			
			Die Schildhäuser aus Haustein 
			vor der Schlossbrücke wurden ebenfalls von ihm errichtet. 
			 
			
			  
			
			Wie schon oben erwähnt, fehlte 
			es zu jener Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege, wie im ganzen 
			deutschen Reiche, so auch im Corveyer Lande an Werkleuten, welche 
			den Wiederaufbau der Abtei hätten vollführen können, man ließ daher 
			Bauleute aus Italien kommen. Diese bunten in dem nahe gelegenen Dorf 
			Lüchtringen wo sie sich dauernd niederließen und den Stamm der 
			Lüchtringer Maurer bildeten, welche heute auf allen größeren 
			Bauplätzen Deutschlands bekannt sind. Auch der italienische 
			Volkstypus hat sich noch bis auf die heutige Generation bei 
			zahlreichen Lüchtringen erhalten. 
			
			Besichtigung
			
			Neben dem Gasthaus befindet 
			sich eine Kreuzigungsgruppe im Barockstil. Auf dem Sockel stehen 
			neben dem Kreuze die Figuren der hl. Mutter Jesu und des hl. 
			Johannes. Die Vorderseite des Sockels zeig das abzwacken Kaspars von 
			Boeselager, darunter die Anfangsbuchstaben der Worte folgen der 
			Inschrift auf einem Spruchbande: Casparus dei Gratia Abbas 
			Corbeiensis Sancti Romani Imperii Princeps, zu deutsch: Kaspar von 
			Gottes Gnaden Corveyischer Abt, des Heiligen Römischen Reiches 
			Fürst. Hierunter steht: O crux ave spes unica, d.h. o Kreuz, sei 
			gergüßt, einzige Hoffnung, dann die Jahreszahl 1749.  
			
			Der Weg führt uns zwischen den 
			beiden Schilderhäuschen von Haustein hindurch, welche auch das 
			Wappen desselben Abtes aufweisen, auf den Zugang zum Schlossplatz. 
			Die Brustwehr dieses Zugangs zeigt in Haustein Arbeit ein Motiv der 
			Renaissance, welches sich mehrfach bei Werken aus jener Zeit findet. 
			
			Die mächtigen und reich 
			ausgestatteten Pfeile des Portals, vor welchem wir stehen, werden 
			auf der Vorderseite von kräftigen Säulen und mannigfachen Gliederung 
			gebildet und sind von Bogen Feldern gekrönt; im letzteren auf der 
			einen Seite das Reichswappen, der doppelköpfige Adler, und die 
			Kaiserkrone, darunter in durchbrochenem Spruchbande aus Metall, von 
			zwei steinernen Löwen gehalten, Carolus VI. Dei Gratia Romanis 
			Imperii Sekuritas Augusta, d.h. Karl VI., von Gottes Gnaden des 
			römischen Reiches erhabener Schirmherr, der andere Pfeile enthält im 
			Bogenfelde das Abtswappen Maximilians von Horrich mit der 
			Fürstenkrone und der Überschrift: Dei Gratia Maximilianus Abbas 
			Corbeiensis Sancti Romani Imperii Princeps, zu deutsch: Von Gottes 
			Gnaden Maximilian, Corveyischer Abt, des Heiligen Römischen Reiches 
			Fürst. Vor den Nischen, zwischen den Säulen halten zwei Kriege in 
			römische Rüstung Wache, auf den einfacher gebildeten Rückseiten der 
			Pfeiler stehen zwei Landsknechte in der Tracht damaliger Zeit.
			 
			
			Die ehemals vor dem Portal ich 
			vorhandene Zugbrücke ist durch eine massiver Brücke ersetzt und der 
			breite Wassergraben, welche die Abtei umgab, wurde in Wiesen und 
			Gärten umgewandelt, nur an der Nord und Südseite sind noch Gräben 
			vorhanden.  
			
			Treten wir durch das Portal 
			auf den Weiden Schlossplatz, welcher durch Rasenflächen, Rosenbeete 
			und Boskette anmutig belebt wird, so breitet sich vor uns die lange 
			Westfront des ehemaligen Abteigebäudes, jetzigen Schlosses aus, 
			umgrenzt im Norden von einem mächtigen Türme, im Süden an die Turm 
			Front der alten Kirche sich lehnend. Südlich vom Schlossplatze dehnt 
			sich der geräumige "Amtshof" aus, umgeben von seinen Wohn- und 
			Wirtschaftsgebäuden, nördlich liegt der Schlosspark. 
			
			Ein breiter Fahrweg mit 
			Fußsteigen an den Seiten führt zum Hauptportal des Schlosses, neben 
			dem die Standbilder Karls des Großen und Ludwigs des Frommen zu 
			schauen sind, beide in voller Rüstung, die Krone auf dem Haupte, 
			ersterer mit Reichsapfel und Schwert, letzterer in der rechten das 
			Zepter, auf der linken ein Abbild der jetzigen Corveyer Kirche 
			tragend. Unter den Standbildern lesen wir folgen die Inschriften, 
			umrahmt von kräftigem Eichenlaub: 
			
			Carolus magmıs fidei 
			propagator et propugnator glorosissımus inclytam ecclesiam hanc 
			fundare intendens pium filium voluntatis hujus executorem reliquit 
			A. DCCCXIV.  
			(Karl der Große, des Glaubens Ausbreiter und Vorkämpfer, 
			beabsichtigend, dieses berühmte Kloster zu gründen, hinterließ den 
			frommen Sohn als Ausführer dieses Willens im Jahre 814).  
			
			Ludovicus pius paternae 
			pietatis haeres et aemulator principalem hanc abbatiam pro 
			orchodoxae religionis incremento velut fidei columnam fundavit 
			dotavit ditavit A. DCCCXXII  
			(Ludwig der Fromme, der väterlichen Frömmigkeit Erbe und 
			Nacheiferer, gründete, stattete aus, bereicherte diese gefürstete 
			Abtei für die Ausbreitung der wahren Religion, gleichsam eine Säule 
			des Glaubens im Jahre 822). 
			
			Über dem Portale die Inschrift 
			auf einem Spruchbande:  
			Florentinus Dei Gratia Abbas Corbeiensis Sancti Romani Imperii 
			Princeps. 
			(Florenz, von Gottes Gnaden Corveyscher Abt, des heiligen römischen 
			Reiches Fürst) 
			
			Erinnert an den Erbauer 
			Florenz von Velde, dessen Wappen ein silberner Sporn im blauen 
			Felde, mit dem Corveyer Wappen, rot und gold waagerecht geteilter 
			Schild geviertelt über den 3 Eingangstüren der Hauptfront angebracht 
			ist. 
			
			Das Schloß
			
			Die Schlossbesichtigung 
			beginnt im Kreuzgang. Breite Gurtbögen scheiden die Gewölbe Joche, 
			deren Länge von der Breite des Kreuzgangs übertroffen wird, die 
			Kreuzrippen mit Rundstabprofil vereinigen sich in kräftigen 
			Schlusssteinen, die Schildbögen haben Schlusssteine mit 
			Engelsköpfen, auch die Gurtbögen sind mit Schlusssteinen versehen. 
			Alle diese Bögen, sowie die Wandvorlagen sind aus den roten 
			Sandsteinbrüchen des jenseitigen Weserufers gewonnen, aber in 
			gesättigten Tönen marmorartig gefärbt, eine Geschmacksrichtung 
			welche auf die beim Bau beschäftigten italienischen Werkleute 
			zurückzuführen ist.  
			
			Die in einigen der Flurplatten 
			eingegrabenen Buchstaben mit Jahreszahl beziehen sich auf das 
			darunter befindliche Grab eines Mönches. Die Grabsteine und 
			Grabdenkmäler der Äbte sind in der Kirche. Dort wo der Kreuzgang 
			sich zum Westende der Kirche wendet, hängt vor der Wand ein großes 
			Kruzifix, der Korpus hat eine Höhe von 1,75 m, das Kreuz eine solche 
			von 3,60 m und eine Breite von 1,60 m. Der Heiland trägt die 
			Dornenkrone, die Augen sind geschlossen und dem rechts geneigten 
			Antlitz hat der Tod sein unverkennbares Gepräge aufgedrückt, die 
			Füße sind übereinander liegend mit nur einem Nagel an das Kreuz 
			geheftet, die Arme sind sanft nach oben gebogen, die Hände ganz 
			ausgebreitet; nach diesen Merkmalen und der ganzen Art der 
			Darstellung ist die Entstehung dieses Kreuzes in das 13. Jahrhundert 
			zu setzen, keinesfalls früher. Auf der grünlich gefärbten Rückseite 
			des Kreuzes ist eine Schlange gemalt, danach ist es wahrscheinlich 
			dass dieses Kreuz früher frei hing, vielleicht als Triumphkreuz. Die 
			Symbole der 4 Evangelisten auf den Enden des Kreuzes haben 
			romanischen Charakter, diese wie der Korpus sind älter als das 
			Kreuz. 
			
			Wir steigen herauf zum Bilder 
			Gang. Mode schwarzer Umrahmung schauen die lebensgroßen Bildnisse 
			der Corveyschen Äbte auf uns herab. Auf der schmalen Seite des 
			langen Ganges beginnt die Reihe der Bilder mit dem des heiligen 
			Stephanus, dann kommt das des heiligen Vitus, dann das Bild des 
			heiligen Benedikt, Stifter des Ordens, dem das Kloster angehörte, 
			die Bildnisse Karls des Großen und Ludwigs des Frommen beschließen 
			diese Reihe. Auf der Längswand des Ganges folgenden dann in langer 
			nur durch die Treppenöffnung unterbrochener Reihe die Bilder der 
			Äbte, Fürstäbte und Fürstbischöfe Corveys, 65 an der Zahl, von dem 
			ersten Abte Adelhard dem Älteren bis zu Ferdinand von Lüninck. 
			
			Leider können nicht alle diese 
			Bilder Anspruch auf Portrait Ähnlichkeit machen, jedenfalls aber die 
			letzten von dem Bilde Christoph Bernhards ab.  
			
			Der wieder Erbauer der Abtei, 
			Florenz von Velde, Abt von 1696 bis 1714 ließ sein hier befindliches 
			Bild und alle vorherigen Bilder malen. Die Bilder seiner Nachfolger 
			wurden ohne Zweifel bei deren Lebzeiten gemalt.  
			
			  
			
			Die unter dem Bilde eines 
			jeden Abtes stehende lateinische Inschrift enthält Zeitangaben über 
			wichtigere Ereignisse aus deren Regierungszeit und deren Dauer. War 
			die Maler das Familienwappen des Dargestellten bekannt, so findet 
			sich auch dieses unter dem Bilde angegeben, meistens mit dem 
			Corveyer Wappen geviertelt dieses war wie schon bemerkt ein 
			waagerecht geteilter Schild, die obere Hälfte rot die untere gold 
			unter den Bildnissen einiger der ersten Äbte findet sich nur dieses 
			Wappen allein. Den Bildern der Äbte gegenüber, zwischen den 
			Fenstern, hängen an der Wand die Bilder von 13 Päpsten, deren Namen 
			zum Teil auf den Bildern angegeben sind; ob Corvey zu diesen Päpsten 
			in besondere Beziehung stand, nicht bekannt.  
			
			Durch eine Tür am Ende des 
			Ganges betreten wir die Bibliothek, deren jährlich wachsender 
			Bestand jetzt 64.000 Bände zählt.  
			
			Diese Bibliothek verdankt ihre 
			Entstehung dem Landgrafen Victor Amadeus, welcher auch für ihre 
			Erhaltung und Vermehrung letztwillig sorgte.  
			
			Die Werke stehen wohl geordnet 
			in Schränken und Börten und sind eingetragen in einem Zettel-, einem 
			Sach- und einem Stand- Katalog. Diese drei Kataloge werden 
			sorgfältig fortgeführt, im Druck ist keiner erschienen.  
			
			Der schönste der 
			Bibliothekräume ist der "Sommersaal" dessen Höhe die des dritten 
			Geschosses mit umfasst und dessen Decke durch ein Spiegelgewölbe 
			gebildet wird; spitzbogige Stichkappen vermitteln den Übergang zu 
			den Wandflächen auf denen Landschaftsbilder in Stuckumrahmungen die 
			Flächen der Schildbögen füllen, bis auf zwei, welche von den oberen 
			Fenstern eingenommen werden. 
			
			Die 
			Spiegelfläche der Decke ist mit einem großen Gemälde geschmückt, die 
			Feuerprobe der Kaiserin Kunigunde, Gemahlin Kaiser Heinrichs II., 
			darstellend. An einer links Wand entdecken wird oberhalb der 
			Schränke den Teil eines Wandgemäldes, die Auferstehung Christi.
			 
			
			Von 
			dem Balkon aus genießt man eine lohnende Aussicht auf den Park und 
			das Corveyer Land mit dem Vorwerk Nachtigall und der Domäne 
			Thonenburg. Bemerkenswert ist auch das Turmzimmer, dessen Fenster 
			den Ausblick nach den vier Weltgegenden gestatten. Unter den 
			Fenstern, auf deren Brüstungen, fesseln unser Auge reizvolle 
			Holzschnitzarbeiten, welche in den Beschäftigungen der dargestellten 
			Personen, im Stande der Sonne usw. die vier Tageszeiten, den 
			Weltgegenden entsprechend, andeuten. 
			
			
			  
			
			Die 
			Bibliothekräume waren die Wohngemächer der Äbte und Fürstbischöfe.
			 
			
			Wir 
			verlassen die Bibliothek und gelangen in den Kaisersaal, so genannt 
			nach den Bildern deutscher Kaiser, deren je 5 auf eine Wandfläche in 
			reichen Stückumrahmungen gemalt sind; über den beiden Kaminen die 
			Bilder Karls des Großen und Ludwigs des Frommen, in ganzer Figur, 
			daneben, in wenig in richtiger Folge, 18 Brustbilder von Kaisern. 
			Diese Malereien können nur als handwerks mäßig bezeichnet werden, 
			von Portraitähnlichkeit kann keine Rede sein. Etwas besser sind die 
			Deckengemälde, in der Mitte die Hochzeit zu Cana, in den vier Runden 
			Feldern 1. Abraham bewirtet die Engel 2. Josef bewirtet seinen Vater 
			und seine Brüder 3. Eliezer und Rebekka am Brunnen, 4. David und 
			Abigall. In zwei länglichen Bildern Hagar und Ismael, sowie Elias 
			unter dem Wacholderbaume.  
			
			
			Stuckumrahmungen gestalten die außen viereckigen oberen Fenster 
			innen rund, dieser Saal reicht ebenso wie der "Sommersaal" durch 
			zwei Geschosse.  
			
			In 
			den Wänden hängen vier lebensgroße Ölgemälde, Kniestücke, 1. Papst 
			Benedikt XIV, 1740-1758, 2. Kaiser Franz I., 3. Kaiserin Maria 
			Theresia, 4. Kaiserin Elisabeth Christine, der letzteren Mutter und 
			Gemahlin Kaiser Karls VI., eine Tochter Herzog Rudolfs von 
			Braunschweig-Wolfenbüttel. An den Längswänden Spiegel und Wandtische 
			aus dem 18. Jahrhundert, von der Decke herab hängen fünf antike 
			Kronleuchter aus Glas. 
			
			Die 
			Kirche
			
			Die 
			Kirche stammt in ihrem westlichen Teil noch aus dem 9. Jahrhundert. 
			Abt Warin vollendete schon im Jahre 844 eine in Kreuzform errichtete 
			dreischiffige Basilika. Abt Adalgar legte im Jahre 873 den 
			Grundstein zu einem der Kirche vorgelagerten Westwerk, dass er im 
			Jahre 883 einweihen konnte. Dieser Bau bestand nach Forschungen von 
			Effmann-Fuchs aus einem breiten Mittelturm und den beiden 
			flankierenden Seitentürmen, mit den dazugehörigen Geschossen. - Abt 
			Wibald ließ um das Jahr 1150 den Mittelturm niederlegen und die 
			Seitentürme erhöhen. Unter dem Abt Theodor von Beringhausen um 1590 
			erhielten die Türme ihre heutigen Giebel und Helme. Die Fassade 
			zeigt an manchen Stellen die bei den Umbauten stattgefundenen 
			Veränderungen. Die Türen die rechts und links in die Türme führten, 
			werden zugemauert.  
			
			Die 
			drei früher offenen Eingänge wurden mit Türen versehen, während die 
			innere Tür entfernt wurde. Die mehrfache Erhöhung der Türme ist an 
			der Kirchenfront deutlich zu erkennen. 
			
			
			Die Inschrifttafel an der 
			Fassade wird noch aus der ältesten Zeit stammen. 
			
				
					
					
					CIVITATEM ISTAM  
					TU CIRCUMDA DNE ET  
					ANGELI TUI CUSTO  
					DIANT MUROS EIUS  
				 
			 
			
			
			Diese Stadt beschirme du o Herr und deine Engel mögen bewahren ihre 
			Mauern.  
			
			Der 
			Innenraum des Westwerkst ist fünfschiffig. Außer den drei 
			Gewölbejochen unter dem Zwischenbau der Türme besteht der dem 9. 
			Jahrhundert angehörende Teil nur aus dreimal fünf Gewölbejochen.
			 
			
			An 
			diesen unten fünfschiffigen, oben dreischiffigen Teil schloss sich 
			ehemals die dreischiffige Kirche unmittelbar an, wie das an den 
			gerade aufsteigenden Aufsätzen der Pfeiler ersichtlich ist. Diese 
			Aufsätze waren der Anfang der Scheidebögen, welche die Kirche in 
			drei Schiffe schieden und zur Aufnahme der Balkendecken dienten. Das 
			Mittelschiff hatte eine Weite von 10,40 m, die Seitenschiffe eine 
			solche von 2,60 m. Der Fußboden ist im Laufe der Zeit so viel erhöht 
			worden, dass die Sockel der Säulen und Pfeiler dieses ältesten 
			Teiles der Kirche fast ganz bedeckt sind.  
			
			
			Einer späteren Bauzeit gehören, wie schon erwähnt, die beiden 
			östlichen Säulen nebst den Pfeilern an, erstere zeigen spätgotische 
			Kapitelle, letztere Gesimse im Renaissance-Stil mithin gehört dieser 
			Teil der Übergangszeit von der Spätgotik zur Renaissance an. Diese 
			Erweiterung der fünfschiffigen Kirche wird vermutlich für die 
			derzeit zuerst aufgestellte Orgel geschehen sein, und dieser zuliebe 
			wird auch das Johannischor und mit ihm die Bodenöffnung höher 
			geworden sein. Die jetzt an dieser Stelle vorhandene Orgel ist unter 
			dem Nachfolger Christoph Bernhards, dem Abte Christoph von 
			Bellinghausen erbaut, wissen Wappen sich dreimal an der Vorderseite 
			befindet. 
			
			Der 
			unter Christoph Bernhard aufgeführte kirchenbau ist einschiffig, im 
			Schiff sind die Strebepfeiler nach innen gezogen, beim Chor stehen 
			sie außen. Die Breite des letzteren ist um die doppelte Länge des 
			inneren Strebepfeilers geringer als die des Schiffes. Die Gewölbe 
			und die Maßwerke der Fenster sind der einfachsten Spätgotik ähnlich. 
			Der Chorschluss besteht statt aus 7 nur aus 5 Seiten des zwölfecks, 
			so dass dessen Schlussstein mit dem Scheitel des Gurtbogens vom 
			letzten Gewölbejoche zusammenfällt. Die Kapitelle der Pfeiler und 
			die Kragsteine sind im Stile des 17. Jahrhunderts gehalten. In 
			diesen sind auch die Altäre, Chorstühle, Kanzel, Orgel, Beichtstühle 
			sowie alle übrigen Holzarbeiten ausgeführt. Alles Holzwerk ist weiß 
			oder marmorartig gestrichen und reichlich vergoldet. 
			 
			
			  
			
			
			Zunächst sehen wir zu jeder Seite einen Beichtstuhl mit fast 
			lebensgroßen Figuren in der Bekrönung, an der Südseite Petrus und 
			Maria Magdalena, an der Nordseite der verlorene Sohn und der gute 
			Schächer.  
			
			Vor 
			dem Pfeiler der Nordseite steht auf einem Unterbau die Figur des 
			heiligen Vitus mit Palme und Buch, auf dem ein Adler sitzt, ein Löwe 
			leckt ihm den Fuß. Die beiden anderen Seiten des Pfeilers werden von 
			einem Marienbilder und einem Ölgemälde - die heilige Familie auf dem 
			Weg nach Jerusalem - neingenommen. Zwei große Ölgemälde sind vor den 
			beiden westlichen Pfeilern angeordnet, die heilige Familie von 
			Engeln umgeben, und die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten, 
			von einem Engel geleitet; ein drittes Ölgemälde über der Tür der 
			Marienkapelle stellt den heiligen Benedikt dar.  
			
			
			Wenden wir unseren Blick nach dem Chore, so nehmen die drei Altäre 
			mit den großen Aufbauten fast das ganze Gesichtsfeld ein. Der 
			Hochaltar, von Christoph Bernhard gestiftet, wurde, wie die 
			Inschrift daran besagt, im Jahre 1675 geweiht. Theodor von Brabeck 
			ließ die Bemalung und Vergoldung der Altäre usw. erneuern, woran das 
			Renovatum 1782 am Hochaltar erinnert.  
			
			An 
			der Evangelienseite des Hochaltars sehen wir den heiligen Stephanus, 
			an der Epistelseite den heiligen Vitus und in der Mitte ein großes 
			Ölgemälde, welches der jeweiligen kirchlichen Zeit entsprechend, 
			eingesetzt wird. Über dem Bild ist das Wappen Christoph Bernhards 
			angebracht; in der Mitte das Familienwappen, drei rote Wolfsangeln 
			im goldenen Felde die übrigen Felder zeigen die Wappen des 
			Fürstbistums Münster, der Abtei Corvey, der Grafschaft Stromberg und 
			der Herrschaft Borkelo. Das gleiche Wappen findet sich auch an dem 
			Schlusssteine des Gewölbejoches vor dem Chorschlusse. Die das 
			Chorgewölbe erreichende Krönung des Altaraufbau enthält als Gemälde 
			die heilige Dreifaltigkeit und darüber das Tuch der heiligen 
			Veronika mit dem Antlitz des Heilandes.  
			
			Die 
			in den Aufbauten der Nebenaltäre befindlichen Ölgemälde stellen die 
			Verkündung und Kreuzigung dar, also den Beginn und den Schluss des 
			Erlösungswerkes durch den Sohn Gottes. Neben diesen Altären die 
			Figuren der Heiligen Augustinus, Stephanus, Victor und Dionysius. 
			Auf den Rückseiten der Altäre sind zwei Ölgemälde angeordnet, der 
			Tod des heiligen Benedikt und der heiligen Scholastika. Die 
			Rückwände der doppelreihigen Chorstühle sind mit den Figuren der 
			heiligen Scholastika und solcher berühmter und heiliger Männer 
			geschmückt, welche in Corvey gelebt haben oder zu dem Kloster in 
			besonderen Beziehungen standen. 
			
			
			Diese Figuren sind weder portraitähnlich, noch haben sie 
			künstlerischen Wert. Vorn auf dem Chorgestühle sind schwere 
			dreiseitige Pulte drehbar angebracht, welche zum Auflegen der Bücher 
			beim Chorgebet dienten. 
			
			Die 
			vier großen Ölgemälde an den Seitenwänden des Chores sollen 
			darstellen: 1. Den heiligen Stephanus, im Hintergründe dessen 
			Steinigung, 2. den heiligen Vitus, im Hintergründe den Kessel mit 
			siedendem Öl, 3.die Kommunion der heiligen Magdalena und 4. den 
			heiligen Johannes von Nepomuk, im Hintergründe sieht man wie er von 
			einer Brücke in den Fluss gestürzt wird. 
			
			Den 
			vererbten, welche auf Christoph Bernhard folgten, sind die vier 
			Epitaphien gewidmet, welche ebenfalls an den Seitenwänden des Chores 
			angebracht sind: Christoph von Bellinghausen, Florenz von Velde, 
			Maximilian von Horrich und Karl von Blittersdorff. Diese Epitaphien 
			sind in Marmor künstlerisch vollendet ausgeführt, jedes enhält die 
			ganze Figur des betreffenden Abtes in naturnaher und 
			portraitähnlicher Darstellung.  
			
			
			Schließlich finden sich hier noch vor den Wänden angebrachte 
			Schränke in reicher zum Teil vergoldeter Schnitzarbeit mit dem 
			Wappen von Veldes.  
			
			
			Neben dem Hauptaltar schließen Holzwände mit Türöffnungen den 
			Chorraum ab, auf dem die überlebensgroßen Figuren Karls und Ludwigs 
			des Frommen stehen. Der Raum hinter dem Hochaltar wird als Sakristei 
			benutzt und enthält interessante Holztäfelungen.  
			
			Die 
			Marienkapelle (Sakramentskapelle) ist beim einfacher Bau Theodors 
			von Brabeck, welche als Letzter der Äbte am 1. Juli 1794 zum Bischof 
			geweiht wurde, am 25. Oktober desselben Jahres starb und unter 
			dieser Kapelle seine letzte Ruhestätte gefunden hat. 
			 
			
			Sein 
			Wappen an dem Altar der Marienkapelle sagt uns, das auch dieser von 
			ihm gestiftete wurde, er ist einer der wenigen Altäre aus dem Ende 
			des 18 Jahrhunderts, und deshalb von Interesse. In einer Vertiefung 
			des Altaraufbaues bemerken wir ein kleines vom Alter gebräuntes 
			Bild, die heilige Jungfrau mit dem Jesuskinde. Die Inschrift auf dem 
			Fußboden ist die Grabschrift Theodors von Brabeck: 
			 
			
			
			Theodorus Dei Gratia Episcopus Corbeiensis Sancti Romani Imperii 
			Princeps 
			(Theodor von Gottes Gnaden Corveyscher mischo, des Heiligen 
			Römischen Reiches Fürst.) 
			
			Am 
			Ostende des Chores steht die vom Abte Maximilian von horrig erbaute 
			benediktuskapelle, auf dem östlichen Gewölbe Schlussstein das Wappen 
			des Erbauers sichtbar ist. Unter der Kapelle befindet sich die von 
			außen zugängliche Fürstengruft, in welcher die Großeltern des 
			Herzogs Viktor von Ratibor beigesetzt sind.  
			
			Der 
			Altar dieser Kapelle wurde erst unter dem zweiten Nachfolger 
			maxximilians, und der Kasper von Boeselager - 1737 bis 1758 - 
			ausgeführt. Der Aufbau besteht aus vor der Mauer angebrachter 
			reicher Stuckarbeit von vorzüglicher Licht- und Schattenwirkung, er 
			bildet die Umrahmung des Bildes, der Tod des heiligen Benedikts, 
			über dem das Wappen des Abtes angebracht ist. Hinter den Tafeln, 
			welche auf der Mensa des Altares stehen, befindet sich ein niedriger 
			hölzerner Schrein von interessanter Form.  
			
			In 
			einer Mauervertiefung der Nordseite steht der Schrein, in welchem 
			die Reliquien des heiligen Vitus aufbewahrt wurden, bevor sie im 
			Dreißigjährigen Krieg aus Corvey verschwanden. Der schreien zeigt 
			schöne Renaissance Ornamente und Bilder auf Kreidegrund. Letztere 
			veranschaulichen Bilder aus dem Leben des heiligen Vitus; an den 
			Seiten des Schreins und auf dem Dach artigen Deckel sind die vier 
			Evangelisten dargestellt. Die Figürchen der 12 Apostel, welche 
			ehemals dem Schreien umgaben und ihm Vertiefungen standen, fehlen; 
			vielleicht weil sie von edlem Metall waren, wie man sagt. 
			 
			
			Die 
			in die südliche Mauer eingelassene Grab Gedenkplatte des Abtes 
			Arnolds von Waldois - 1638 bis 1661 - ist bemerkenswert, sie zeigt 
			in halb erhabener Arbeit die ganze Figur des Abtes in vollem Ornat, 
			die Umschrift ist ebenfalls erhaben ausgearbeitet. 
			 
			
			
			Dreischiffige Obergeschoss, das Johannischor, wurde ursprünglich von 
			den Ordensleuten zum Aufenthalt beim Gottesdienst benutzt, welche 
			auf dem Chore keinen Platz finden konnten; The kirche diente von 
			jeher einer Gemeinde auch als Pfarrkirche, und unter die Mitglieder 
			dieser Gemeinde, welche das Schiff der Kirche einnahmen, durften 
			sich die Ordensleute nicht mischen. Deshalb stand auch ehemals das 
			Johannischor mit der Kirche durch eine weite Bogenöffnung in 
			Verbindung.  
			
			
			Steigen wir die Wendeltreppen im südlichen Turm hinauf, so gelangen 
			wir zunächst auf das Johannischor; die Pfeiler Gesimse zeigen hier 
			die nämlichen Profilierungen wie die im unteren Geschoss, sie 
			gehören daher im neuen Jahrhundert an. Die Pfeiler sind durch 
			Scheidebögen verbunden, welche die Balken des Mittelschiffes 
			aufnehmen.  
			
			Die 
			Balken über den Seitenschiffen werden an den Scheidebögen von 
			Kragsteinen und am anderen Ende von den Außenmauern getragen. Hier 
			können wir die Balkendecken mit den beiden schon erwähnten Abdrücken 
			des Wappens Theodors von Beringhausen betrachten.  
			
			Dass 
			die Mittelschiff Mauern später höher aufgerüstet wurden, darf man 
			aus dem unterhalb der Decke sichtbaren Gesimsen der Wandvorlagen 
			schließen.  
			
			Die 
			Außenmauer sowie die Westmauer waren ehemals von Bogenöffnungen 
			durchbrochen, welche später zugemauert worden sind. 
			 
			
			Vor 
			dem Orgelwerk steht ein Altar, und dahinter, ersteres verdecken, ein 
			großes Ölgemälde, die Sendung des Heiligen Geistes darstellend. Vor 
			der Westseite ein Gemälde des Jüngsten Gerichts, so dann an den 
			Längsseiten die Bilder des heiligen Benedict, der heiligen 
			Scholastika und Marterszenen von keinem künstlerischen Werte. Früher 
			hing hier das Modell des Schiffes, welches Christoph Bernhard den 
			Holländern im Kriege abnahm. Der Vorderwand aufgehängte getrocknete 
			Fisch wird mit den zwei Fischen und den drei Hirschen in Verbindung 
			gebracht, welche der Sage nach in alter Zeit zum Vitusfest 
			erschienen und von denen nur je einer zum Festmahle verwendet werden 
			durfte, der andere aber zurückgeschickt werden musste; als Mann ihr 
			doch einmal beide Hirsche und beide Fische behielt, kam keiner mehr.
			 
			
			Nach 
			der Kirchenbesichtigung wird der Friedhof mit dem Grabe des Dichters 
			Hoffmann von Fallersleben besucht. 
			
			  
			Anhang
			
			1. Der heilige Adelhard der 
			Ältere des heiligen Karl des Großen, des Kaisers, aus Bernard, Karl 
			Martells Sohn, in Corvey im Jahre 795 zum Abte erwählt, Gründer von 
			Neu-Corvey, das hierher im Jahre 822 vom Solling verlegt wurde, 4 
			Jahre Abt beider Klöster, gestorben im gallischen Corvey, durch 
			Wunder verherrlicht, im Jahre 826 am 11. Januar, 125 Jahre alt. 
			2. Heilige Warin (Werner). Ein 
			verwandter des heiligen Kaisers Ludwig des Frommen, dem gallischen 
			Corvey im Jahre 826 hier Erwählter Abt, er überträgt den Leib des 
			heiligen Märtyrers Vitus von Gallien nach hier im Jahre 836, er hält 
			das Münzrecht, Obermarsberg, Meppen, Visbek, die Insel Rügen, 
			regiert wie ein zweiter Gründer 30 jahre, 4 Monate, 25 Tage, 
			gestorben im Jahre 856 am 20. September.  
			3. Adelgard. Bruder heiligen 
			Adelgards, Bischof von Bremen, erwählt im Jahre 856, Gründer der 
			neuen St. Pauls Kirche gewöhnlich Nienkerken (Neue Kirche) genannt 
			an der Weser im Jahre 863, regierte lobenswert 20 Jahre  
			4. Thankmar. Erwählt im Jahre 
			877. Wegen seiner Verdienste der gute Vater genannt, regierte er 
			lobenswert wenn auch kaum 8 Monate, gestorben im selben Jahre am 11. 
			September. 
			5. Avo. Erählt im Jahre 877. Ein eifriger Mann, durch ererbte 
			Frömmigkeit und Sittenreinheit glänzend, regierte gut kaum drei 
			Jahre, gestorben im Jahre 879 am 9. November. 
			6. Bevor. Erwählt im Jahre 
			879. Richtiger Mann, berühmt durch Heiligkeit des Lebens, durch 
			apostolische und kaiserliche privilegien gestützt, erhält er für das 
			Corveyer Land die volle kirchliche gerichtsbarkeit durch 
			Entscheidung der Mainzer Synode im Jahre 888. Er regierte mit Erfolg 
			11 Jahre. Gestorben im Jahre 890 am 29. Oktober.  
			7. Gottschalk. Erwählt im 
			Jahre 890. Im folgenden Jahre überträgt er den Leib des heiligen 
			Märtyrers Justinus aus Frankreich nach hier. Nach zehnjähriger 
			Regierung verzichtet er im Jahre 900, gestorben im Jahre 913 am 12. 
			Januar. 
			8. Bevor II. Erwählt 900. Ein 
			hervorragender Geschichtskenner und Liebhaber der Brüder, verdient 
			er genannt zu werden. Nach einer guten 16-jährigen Regierung starb 
			er 916, 22. Januar. 
			9. Volkmar.  Aus einer frommen 
			Schenkung Siegfrieds des Grafen von Groningen gründet er 936 die 
			Propstei groningen und vereinigt sie mit Corvey. Er regierte fromm 
			und gut, obgleich die Hunnen wiederholt hereinbrachen und alles 
			verwüsteten, 25 Jahre,  gestorben  942 am 11. Oktober.   
			10. Bovo III. Graf von 
			Ringelheim, erwählt 942, wegen seiner Weisheit und des Glanzes 
			seines Namens war er des Königs Otto Vertrauter dessen häufiger 
			Begleiter auf Kriegszeiten, von ihm erhielt er auch das Münz-, 
			Markt- und Zollrecht in Meppen. Er regierte sechs Jahre und stark 
			948 am 13. Juli. 
			 
			11. Gerbernus. Erwählt 948. Im 
			folgenden Jahre überträgt er von Magdeburg nach hier das Haupt 
			heiligen Märtyrers Justinus, auch bringt er die Schule der neuen 
			Kirche zugleich mit der unsrigen um die Wette zur Blüte. Er regierte 
			gut 17 Jahre. Gestorben 965 am 20. März. 
			12. Der selige Ludolf. Erwählt 
			965, durch seine ständige Pflege der Tugend und Wissenschaft sowie 
			die Heiligkeit seines Lebens berühmt. Er regierte lobenswert 13 
			Jahre. Gestorben 983 am 13. August, durch Wunder berühmt.  
			13. Der selige Thiatmar oder 
			Druthmer I., Graf von Walbke in Holzland bei Helmstedt, erwählt 983, 
			wegen seines Lebens als Nachfolger Ludolfs ein Heiliger. Er regierte 
			lobenswert 18 jahre. Gestorben 1001 am 12. März, durch Wunder 
			berühmt. 
			14. Hosed.  Erwählt 1001. Ein 
			gewissenhafter Mann, festhalten an Gottes Ehre und dem Heile des 
			Klosters, aber das trügerische Glück blieb ihm nicht hold, nach 
			neunjähriger Regierung die Stadt Corvey und das ganze Kloster 
			nieder, da starb er vor Kummer 1010 am 5 . Dezember. 
			15. Wal. Erwählt 1011. Da er 
			alles der Regel gemäß zuordnen und die Privilegien seiner Kirche zu 
			verteidigen unternahm, wurde er auf Betreiben des Bischofs Meinwerk 
			von Paderborn König Heinrich II. 1015 seiner Würde entkleidet. Er 
			starb im Jahre 1024. (Von Kaufungen kam Heinrich II. am heiligen 
			Pfingstabend nach Imshausen, wo mit dem Bischof Meinwerk die 
			Absetzung Wals beschlossen wurde.)  
			16. Druthmer II. Graf von 
			Kroppenstaedt, nicht erwählt, aus dem Kloster Lorsch 1015 von 
			Heinrich II., der Wallonen, eingesetzt. Er war jedoch komm und 
			gelehrt und daher geduldet. Seine Regierung brante Corvey wiederum 
			ab.  Er regierte gut, 31 Jahre, und starb im Rufe der Heiligkeit im 
			Jahre 1046 den 15. Februar 
			17. Rothard. Erwählt 1046 den 
			23. Februar; berühmt durch seine Frömmigkeit und die Sorge für das 
			Gotteshaus. Nach vierjähriger Regierung legte er sein Amt freiwillig 
			nieder im Jahre 1050 und wurde Abt von Hersfeld, wo er 1074 starb.
			
			 
			18. Arnold von Falkenberg. 
			Kloster Surisham erwählt 1050, ein frommer und gelehrter Mann, 
			regierte lobenswert 5 Jahre, wurde darauf zum Bischof von Speyer 
			erwählt und starb dort im Jahre 1056. 
			19. Saracho. Der Familie von 
			Rostorp und der Grafen von Northeim,  erwählt 1055  der Erhalter 
			Corveys und unermüdlicher Verteidiger der Rechte seines gänzlich 
			abgebrannten Klosters. Wiederhersteller des Hauses zu Höxter, das 
			wegen der häufigen Brände in Corvey in die Stadt verlegt wurde, bei 
			widrigen Zeitumständen regierte er gut, 15 Jahre. Er starb im Jahre 
			1071 am 9. Januar.  
			20. Werner. Erwählt 1071, ein 
			Mann mit sanftem Gemüt und ein Verehrer der Gerechtigkeit, ein 
			ausnehmen der Förderer Höxter, dem Apostolischen Stuhl zur Zeit des 
			Schismas ergeben. Erbauer der Kirche des heiligen Michael auf dem 
			Heiligenberge im Jahre 1078, er regierte lobenswert 8 Jahre und 
			starb im Jahre 1079 am 24. Dezember. 
			21. Friedrich, Graf von Hoya. 
			Erwählt 1080, den Eitelkeiten ergeben zum Ruin der Klosterzucht. 
			Nach fast dreijähriger Regierung 1082 abgesetzt, darf er am 3. Juli. 
			22. Markard. Erwählt 1082, der 
			Frömmigkeit, Nüchternheit, Wissenschaft und Sorge für das Kloster 
			ergeben, gründer der Bruderschaft heiligen Vitus, hope die Gebeine 
			der Äbte Ludolf und Druthmer. Im Jahre 1089 während er Bischof von 
			Osnabrück, aber 1093 verzichtet er freiwillig und kehrt auf seinen 
			Abtsitz zurück. Im selben Jahre wird Bursfelde, die Tochter Corveys 
			gegründet, er starb im Jahre 1106 am 18. Januar. 
			23. Erckenbert. Erwählt 1006, 
			hat großes Ansehen bei Königen und Fürsten und eine sehr blühende 
			Ordenszucht, er erwirbt viele Güter, die Bruderschaft des heiligen 
			Vitus erneuert er, eine Lilie sagt den Tod der Brüder vorher. 
			Marienmünster, die Tochter Corveys, wird gegründet. Er regierte sehr 
			gut, 22 Jahre, gestorben im Jahre 1128 den 7. Oktober.  
			24. Vollmer von Behmerberg und 
			Northeim. Erwählt 1128. Er ist fromm und gelehrt und allem Volke 
			lieb, große Sorgfalt hegt er für Kirche und Schule. Corvey blüht 
			noch in geistiger und zeitlicher Beziehung. Er regierte 10 Jahre und 
			starb im Jahre 1138, den 2. August. 
			25. Adalbert. Bruder 
			Heinrichs, herzog von Bayern. Erwählt 1138, er schickte von hier aus 
			Jahre 1142 Kolonisten zum Kloster Uelzen, um dort statt des 
			bestehenden Nonnenklosters ein Mönchskloster anzufangen. Er regierte 
			fünf Jahre und starb im Jahre 1143, den 2. August. 
			 
			26. Heinrich I. Leiblicher 
			Bruder des Fürsten Siegfried, erwählt 1143, verschiedene Wunder 
			geschahen hier  aber Corvey weicht von der Zucht ab. Er regierte 3 
			Jahre und wurde darauf von einem päpstlichen Legaten abgesetzt wegen 
			Auflösung der Disziplin Jahre 1146.  
			27. Heinrich II., Bruder des 
			Markgrafen Sitried von Sachsen, erwählt 1146, er sah die Neigungen 
			der Brüder und den elenden Zustand des Klosters. Nach sechsmonatiger 
			Regierung starb er im selben Jahre 8. Oktober. 
			28. Wizard, Graf von Northeim, 
			als Abt von Kassino und Stablo (bei Lüttich) wurde 1146 erwählt 
			förderte mit großer Weisheit und Frömmigkeit geistliche und 
			weltliche Interessen. Herford und Werden werden ihm unterstellt, 
			Kemnade und Visbek werden einverleibt. Er regierte sehr gut, 14 
			Jahre. Als er von seiner zweiten Gesandschaftsreise zum Kaiser des 
			Orients in Griechenland zurückkehrte, starb er im Jahre 1160. 
			29. Konrad,  erwählt 1160, ein 
			Eiferer, er ist beim Konzil von Verona im Jahre 1184 zugegen und 
			erhält von Papst Lucius III. die Bestätigung aller Corveyer 
			Privilegien. Wenngleich in traurigen Kriegszeiten, regierte er 
			dennoch mit Nutzen 29 Jahre und starb im Jahre 1189. 
			30. Wedekind von Spiegel zum 
			Desenberg. Erwählt 1189. Ein Prälat mit großer Tugend wo zum 
			ansehen. Er ist bei der Wahl des Königs Otto IV. In der 
			FürstenVersammlung in Aachen zugegen, von der er den Solling als 
			Lehen empfängt. In ScharKen, das von  Corvey aus neu gegründet war, 
			siedelte er eine junge Familie von Ordensfrauen an. Er regierte 16 
			Jahre und starb im Jahre 1205. 
			31. Druthmer von Stockhausen. Als Abt von Helmarshausen nach hier 
			gewählt 1205 gegen den Willen Papstes Innocens III. weil er ohne 
			dissen Erlaubnis und Bestätigung von dort nach hier gegangen sei, 
			jedoch verspricht er Gehorsam. Gegen jedermann gut. Die Taten der 
			Vorgänger schrieb er nützlicherweise auf. Er regierte gut 3 Jahre 
			und starb 1208. 
			32. Hugold von Leuthorst. 
			Erwählt 1208. Beim Reichstage von Würzburg, der vom Kaiser Otto IV. 
			1210 einberufen war, zugegen. Das Hospiz vom Heiligen Geiste wird 
			von Conrad von Boffezen (Boffzen) gegründet. Er regierte nützlich 15 
			Jahre und starb im Jahre 1223. 
			33. Hermann I. Graf von 
			Dassel. Erwählt 1223, ein kluger und Gelehrter Mann, ein großer 
			Eiferer für Kirchen und Schulen. Begründer der Nonnen in Ottbergen 
			im Jahre 1234 und der Minoriten in Höxter im Jahre 1248. Der erste, 
			von König Heinrich VII. (zu der Zeit regierte König und Kaiser 
			Friedrich II.) mit dem Fürstentitel beehrt wurde. Er regierte 
			nützlich 15 Jahre und starb im Jahre 1223.  
			33. Tempo oder Tillmann.  
			Propst von Marsberg erwählt 1258, ein unermüdlicher Verteidiger der 
			Rechte, ein strenger Strafer in der Bezwingung unbotmäßiger 
			Anschläge. Eine neue Kirche des heiligen Paulus wird im Jahre 12/16 
			auf St. Peter in Höxter übertragen. Er regierte lobenswert 21 Jahre. 
			Gestorben im Jahre 1275. 
			35. Heinrich von Homburg. 
			Erwählt 1278, ein eifriger Verteidiger der Rechte und Ehren der 
			Kirche. Er bestätigt die Gründung und Übertragung in Brenkhausen  
			die 1248 geschehen war. Er regierte gut und starb im Jahre 1301. 
			36. Robert von Horhausen. Erwählt 1301, erbaut im Jahre 1315 die 
			Burgen tonenburg und Blankenau. Corvey hat viel von Feinden zu 
			leiden.  Nachdem er mit den Nachbarfürsten Frieden geschlossen 
			hatte, er nach 35-jähriger Regierung 1336.  
			37. Theodor I. von Dalwig. 
			Erwählt 1336, ein Mann mit altererbter Frömmigkeit und Reinheit der 
			Sitten, ein eifriger Verehrer der allerseligsten jungfrau und des 
			heiligen Benedikt, bewandert in der Geschichte, ließ er eine Chronik 
			von Corvey schreiben. Von König KarlIV. Erhält er gegen die 
			Beleidigungen der Feinde neue Privilegien. Er erbaut das Gut 
			Fürstenau und sorgt für die Befestigung Höxter. Nach glänzender 
			23-jähriger Regierung starb er im Jahre 1359. 
			38. Heinrich IV. Spiegel zum 
			Desenberg, 1359 zäh festhaltend an Wahrheit  und Gerechtigkeit, als 
			Abt einzig in seiner Art; ein Verehrer des hl.  Vitus und des 
			Heiligen Vaters Benedikt. Im Jahre 1361 zum Bischof von Paderborn 
			erwählt, regierte er treu beide Kirchen 4 Jahre lang. Darauf 
			verzichtete er auf die Abtwürde 1364 und starb als Bischof 1380. 
			39. Reiner I. von Dalwig. 
			Erwählt 1364, große Wirren und Verwüstungen der Feinde sind in 
			diesem Lande, aber bald werden sie verjagt, gefangen, geschlagen. 
			Rainer nimmt im Jahre 1366 den Bischof Heinrich von Paderborn zum 
			Beschützer dieser Diözese auf Gegenseitigkeit an. Er regiert 5 Jahre 
			und starb als Bischof 1380. 
			40. Ernst, von Braunschweig. 
			Linie von Grubenhagen, erwählt 1369; mit und Hand beim Heeresdienst 
			im Kriege als im Chore zugegen; deshalb sind die besten Brüder alle 
			draußen nur wenige zurück; er selbst wurde, nachdem die Abtei mit 
			Schulden beschwert war, seiner Abtwürde entkleidet und wandte sich 
			dem Soldatenstande zu, er starb im Kampfe im Jahre 1372. 
			41. Bodo, Graf von Pyrmont, 
			erwählt 1371. Ein kluger, bescheidener, gelehrter, frommer, im 
			öffentlichen Leben angesehener, unter vielen Trübsalen in und außer 
			dem Hause tätiger Mann. Er fügte die Kirche von Thulen/Obermarsberg 
			hinzu. Dem großen westfälischen Bündnisse Jahre 1385 trat er durch 
			seine Unterschrift bei. Er regierte getreu 24 Jahre und starb 1395. 
			42. Theoderich II. Als 
			Helmershauser Mönch erwählt 1395. Feige und unfähig. Nach 
			anderthalbjähriger Regierung wurde ihm bedeutet, zu seinem 
			Stammkloster zurückzukehren, wo er im Jahre 1397 starb.  
			43. Arnold II. von Wolff. 
			Erwählt 1396. Schlicht und Recht in allem. In seiner, wenn auch nur 
			zweijährigen Regierungszeit wird er mit Nutzen. Er starb im Jahre 
			1398. 
			44. Wulbrand, Graf von 
			Hallermund. Erwählt 1398. Im Geistlichen und Weltlichen, in privaten 
			und öffentlichen dingen gleich gut. Er regierte 8 Jahre, wurde im 
			Jahre 14.06 zum bischof von Minden erwählt, wo er sehr segensreich 
			regierte (30 Jahre und 3 Monate), er starb 1436 am 24. Dezember.  
			45. Theodorich III. von Runst. 
			Erwählt 1407. Er gestattete, dass der Flicken Beverungen im Jahre 
			1417 sich als Stadt befestigte, indem er ihm Bürgerrechte und 
			Privilegien verlieh. Auf dem Jakobsberg, der in unserer Diözese 
			liegt und durch Pilgerbesuch berühmt war, geschehen viel Wunder. 
			Unter unglücklichen Verhältnissen regierte er gut zehn Jahre, er 
			starb 1417 
			 
			46. Moritz, Graf von 
			Spiegelberg. Erwählt 1418, jugendlichen Alters, aber festhaltend am 
			Recht. Die Kirchen zum heiligen Vitus in Weshem und zum heiligen 
			Michael in Bastum fügt er dem Kloster in Obermarsberg hinzu. Im 
			Corvey schädliche Zwietracht.  Er regierte 27 Jahre und starb im 
			Jahre 1435. 
			47. Arnold III. von  Malsburg, 
			als Abt von helmershausen erwählt 1435. St. Jakobus auf dem Berge 
			und St. Vitus wird als Zuflucht den Kranken empfohlen. Der Markgraf 
			von Meißen verwüstet unsere Diözese, gefahrvolle Zeiten überall. Er 
			regierte 27 Jahre und starb im Jahre 1463. 
			48. Hermann II. von 
			Stockhausen als Prior von Helmarshausen gewählt 1463. Milde und 
			gelehrt. Er ließ die Jahrbücher schreiben, besuchte Schulen und 
			Kirchen, aber die Zeiten waren schwer und der Zustand des Klosters 
			elendig, das einst von alters her frömmigkeit geschafft glänzte, nun 
			durch Luxus und Verweichlichung der Brüder untergekommen war. 15 
			Jahre und verstarb im Jahre 1479. 
			49  Hermann  III. von 
			Bömelburg, als Abt von Hassingen erwählt 1480, stellte auf dem 
			Jakobsberg die alte Frömmigkeit wieder her. Während der elende 
			Zustand noch andauert, betet und hofft der gute Abt auf bessere 
			Zeiten und härmt sich unter Tränen und Seufzern allmählich zu Tode. 
			Er regierte 23 Jahre und starb im Jahre 1504. 
			50. Franz von Ketteler, aus 
			dem Hause Assen, aus dem Kloster Liesborn erwählt 1504. Im folgenden 
			Jahre vereinigt er Corvey mit der Bursfelder Kongregation; 
			verschiedene befestigt er,  jedoch die eine Hälfte der Städte 
			Marsberg und Volkmarsen verpfändet er dem Erzbischof von Köln.  
			Gegen seinen Willen werden die Lehren Luthers im Jahre 1533 in 
			Höxter eingeführt. Er regierte 43 Jahre und starb 1547.  
			51. Kaspar von Hörfell, aus 
			dem Kloster Pramiensi erwählt 1547, sucht mit allem Eifer die 
			Reformation in Höxter zu hindern, jedoch viele, sowohl Kleriker als 
			auch Bürger unterschreiben die Augsburger Konfession. Er regierte 8 
			Jahre und starb im Jahre 1555. 
			 
			52. Reiner von Buchholz, aus 
			dem Herzogtum Geldern entsprossen und aus dem Kloster Gladbach 
			erwählt 1555. Minoriten werden aus Hörter und die Nonnen aus Kemnade 
			mit Gewalt vertrieben.  Im Jahre 1576 versöhnen sich die Höxteraner 
			wieder mit Reiner. Im Jahre 1583 er baut er einen Schlafsaal. Er 
			regierte gut, 30 Jahre und starb im Jahre 1585 am 25. März,  60 
			Jahre.   
			53. Theodor IV. von 
			Beribghausen, stammte aus Engern, erwählt 1585. Kemnade erlangt er 
			zurück, Groningen überlässt er dem Herzog von Braunschweig als 
			Lehen. Die Kirchtürme baut er höher im Jahre 1601, die 
			Zisterzienserinnen in Gottestal ersetzt er durch Benediktinerinnen. 
			Im Unglück unverzagt, regierte er 31 Jahre und starb im Jahre 1616, 
			den 4. August. 
			54. Heinrich V. von 
			Aschenbroch. Erwählt 1616 Christoph Friedrich von Esleben, unser 
			Propst von Kemnade, fällt vom Orden und vom Glauben ab. Im Jahre 
			1624 verzichtet Heinrich auf die Abtwürde. Er regierte acht Jahre 
			und starb in Obermarsberg 1625, ungefähr 30 Jahre alt. 
			55. Johann Christoph von 
			Brambach. Erwählt 1624 unter unzähligen Schwierigkeiten bei der 
			Verwüstung des ganzen Vaterlandes, aber mit festem Mut verteidigte 
			er die rechte seiner Kirche bis zum Tode. Aber im Jahre 1630 
			bemächtigt sich unser früherer Esleben mit Gewalt Kemnades. Nach 
			guter 14-Jähriger Regierung start er im Jahre 1638, den 15. Mai im 
			Alter von 47 Jahren. 
			56. Arnold von Walwis aus 
			Oberbeck, aus dem Kloster Santa zu Köln zum Abt von Iburg und von 
			dort aus 1638 zum Abt des Klosters erwählt, verteidigte er in den 
			schwierigsten Kriegs- und Unglücksjahren das Recht. Nach einer guten 
			und ersprießlichen Regierung von 23 Jahren 4 Monaten und 15 Tagen 
			starb er 1661 am 3. Oktober im Alter von 68 Jahren. 
			57. Christoph Bernhard von 
			Galen. Als Bischof von Münster nach hier angefordert als 
			Administrator von Corvey 1661. Berühmt durch seine Weisheit, seinen 
			Edelsinn und religiösen Eifer. Höxter erlangt er zurück und stellte 
			alles hier wieder her. Mit großem Nutzen regierte er 16 Jahre 10 
			Monate und 6 Tage und starb 1678 am 19. September im Alter von 73 
			Jahren. 
			58. Christoph von 
			Bellinghausen aus Allenbrendsau im Herzogtum Berg, erwählt 1678. Ein 
			Liebhaber der Zierde des Gotteshauses. Verschiedene Kirchen und 
			Altäre erbaute und weihte er in dieser Gegend. Mit Eifer regierte er 
			17 Jahre 6 Monate 24 Tage. Er starb 1696, den 12. Mai im Alter von 
			56 Jahren. 
			59. Florenz von Velde. Uwe im 
			Herzogtum Geldern 1696 erwählt, der lobenswerte und gründliche 
			Erneuerer dieser berühmten Stiftung, erhielt vorsorglich fest an 
			seinen Rechten und Gütern. Der Bursfelder Union stand er als 
			oberster Abt vor. Nach einer sehr ersprießlichen Regierung von 17 
			Jahren 7 Monaten 17 Tagen starb er 1716 am 4. Februar 72 Jahre alt. 
			60. Maximilian von horrig aus 
			Pech im Herzogtum Jülich, er wählt 1714, den 4. März. Ein eifriger 
			Förderer des Gottesdienstes und voll Andacht zum heiligen Sakramente 
			und zur allerseligsten Jungfrau; ein Schirmer des Rechts und Mehrer 
			des Vermögens, ein unermüdlicher Baumeister, päpstlicher 
			Vorgesetzter der Bursfelder Union; nach einer glorreichen Regierung 
			von 7 Jahren 9 Monate starte 1721 am 4. Dezember, 59 Jahre alt.  
			61. Karl, durch Gottes Gnaden Abt von Corvey, des Heiligen Römischen 
			Reiches Fürst aus der erlauchten Familie von Blittersdorff in 
			Buntenbruch im Herzogtum Jülich, geboren 1669, am 4. Februar, 
			erwählt 1722 am 18. Januar. Nach einer ruhigen und Preis würdigen 
			15-Jährigen Regierung starb er 1737, den 4. Februar. 
			62. Kaspar II. Aus der edlen 
			Familie von Boeselager aus Horneburg, geboren 1687 den 3. Juli, er 
			legte hier die Gelübde ab im Jahre 1705. Durch Gottes besondere 
			Fürsorge zum Fürsten erwählt 1737, den 17. März und am 10. Mai von 
			Klemens II. bestätigt, von dem er im Jahre 1738 durch die berühmte 
			Bulle das Brustkreuz für Domkapitulare erhielt. Ein wahrer Liebhaber 
			der Brüder, verschied er 22. Januar 1758 im Alter von 71 Jahren. 
			63. Philipp I. Durch Gottes 
			Gnaden Abt von Corvey, des Heiligen Römischen Reiches Fürst aus der 
			erlaubten Familie von Spiegel zum Desenberge. Geboren 21. August 
			1715, erwählt am 6. März 1758. Obermarsberg, Volkmarsen und 
			Koglenberg erlangte er mit großen Kosten auf dem Rechtswege zurück. 
			Er starb den 26.Mai 1766, 61 Jahre alt.  
			64. Theodor. Aus der edlen Familie von Brabeck, gewählt am 8. Juli 
			1776, zum Bischof geweiht am 1. Juni 1794. Hundertjährige 
			Streitigkeiten weltlicher und geistlicher Art legte er bei. Die 
			Corveyer Kirche verwandelte er in eine weltliche und erhob sie zur 
			Kathedralkirche. Er gründete ein Seminar. Die Zier des Gotteshauses 
			stellte er wieder her. Er starb am 25. Oktober 1794 im Alter von 
			etwa 83 Jahren. Sein Andenken ist in Segen. 
			65. Ferdinand Freiherr von 
			Lüninck, Bischof von Corvey und Reichsfürst, geboren in Ostwig im 
			Herzogtum Westfalen am 25. Februar 1755. Zum Bischof von Corvey 
			erwählt 1794. Darauf als Bischof nach Münster berufen und vom 
			apostolischen Stuhle bestätigt im Jahre 1821. Als Greis und von den 
			Sorgen seines Amtes gebeugt, starb er in Corvey am 9. März 1825 als 
			letzter Abt von Corvey. Ein Denkmal ist in der Kirche in Amelunxen 
			errichtet, jedoch ein ewiges hat er sich durch seine Tugenden 
			gesetzt.  |